“Witnessing a lot of drama”

Das Magazin “The Diplomat” fasst das Jahr 2022 für den asiatisch-pazifischen Raum zusammen

Giving a review of the year 2022 in the Asia-Pacific, the editors of „The Diplomat“ portrayed selected regions and events spanning from Northeast Asia to Central Asia. Mainly countries like China, Japan, Malaysia, Myanmar, India and Kasachstan made it onto the list, whereas some countries and topics surprisingly had been left out.

ingoFonts map of Asia Pacific

Via webinar gab das US-amerikanische Außenpolitikmagazin „The Diplomat“  am 20. Dezember einen kurzen Jahresrückblick für den asiatisch-pazifischen Raum. Die Welt, so lauteten die einführenden Worte, hätte in dieser Region “viel Drama zu bezeugen” gehabt.

Die für die Regionen Nordostasien, Südostasien, Süd- und Zentralasien zuständigen Redakteur:innen stellten ausgewählte Länder und Themen vor. Von Osten nach Westen wurden ausgewählt: für Nordostasien China, Japan und Nordkorea, für Südostasien die Philippinen, Malaysia und Myanmar, für Südasien Sri Lanka, der Krieg in der Ukraine und dessen Auswirkungem und schließlich Pakistan. Für Zentralasien standen die dortigen Protestbewegungen, und hier vor allem in Kasachstan. Es ergab sich folgende Darstelllung, in deren kritischer Wiedergabe Myanmar im Mittelpunkt steht:

Nordostasien

China: Das Management des „Covid-19 rollercoasters“ wurde als das Hauptthema des Jahres genannt. Geschätzt eine Milliarde Menschen in China seien betroffen gewesen, darunter diejenigen der „reichsten und internationalsten Stadt“ des Landes, Shanghai. Die Situation wurde als Paradebeispiel gewertet, wie „gefählich eine ‚one man-rule‘“ sei, beobachte man Xi Jinping in der Ausübung seiner Machtfülle und die getroffenen Covid-19-Entscheidungen.

Für Japan stand die „schockierende“ Ermordung (8.7.2022) des früheren Premiers Shinzō Abe im Mittelpunkt, deren Auswirkungen noch immer zu spüren seien.

Nordkorea wurde mit den Themen Marschflugkörper und Raketentests abgedeckt, „ohne dass es Verhandlungen mit den USA“ gegeben hätte.

Unerwähnt blieben die Situation in Taiwan und die neue Sicherheitsstrategie Japans.

Südostasien

Die Wahlen auf den Philippinen bedeuteten die Rückkehr des Marcos-Clans, und in Malaysia war im November der Wahlsieg der Islamischen Partei PAS zu verzeichnen.

Die Situation in Myanmar

Die Situation in Myanmar skizzierte Südostasienredakteur Sebastian Strangio eher detailliert :

Seit dem Coup d’État befinde sich das Land „in einer Situation von Spannung und eines wachsenden Konflikts“ ohne eine absehbare Lösung. Verschiedene zivile Milizen kämpften in Myanmar gegen das Militär, wobei die National Unity Government (NUG) eine „lose Verbindung zu den USA“ besäße. Die NUG, „ähnlich wie die Ukraine“, melde unüberprüfbare Zahlen bezüglich getöteter und in Hinterhalte gebrachter Soldaten der gegnerischen Armee.

Große Teile der Bevölkerung in Zentralmyanmar, seit 1948 „eine Hochburg der Unterstützung für das militärische Establishment“, leisteten bewaffneten Widerstand. Insbesondere in den Regionen Sagaing und Magwe sei dieses Verhalten neu, während es bei den Nicht-Bamar – die Bamar sind die größte Ehnie des Landes – Widerstand „endemisch“ sei. Neu sei auch, dass die kriegserfahrenen ethnischen Armeen Allianzen mit den People’s Defense Forces (PDFs) geschlossen hätten. Die PDFs hatten sich nach dem Coup d’État formiert.

Außenpolitisch gesehen habe die internationale Aufmerksamkeit im Jahr 2022 „definitiv nicht auf Myanmar“ gelegen. Dies sei allerdings bereits vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine so gewesen, und doch bedeutete der Kriegsausbruch in Europa ein „ruckartiges Abwenden von allem, was zu diesem Zeitpunkt noch an Interesse für Myanmar vorhanden war“. Als Mantra der Außenpolitikfrage wurde die „geografische Nähe“ Chinas genannt und die Gefahr, dass sich Myanmar „zu einem Stellvertreterkonflikt zwischen China, Indien, Russland und den USA“  entwickeln könne.

Die Prognose für das Jahr 2023 lin Bezug auf das Land lautet: Die Trends aus 2022 würden sich fortsetzen. Dies bedeute eine weitere Konfliktverschärfung, eine sich weiterhin verschlechternde Ökonomie, internationale Gleichgültigkeit und ein ASEAN-Block, der sich nicht auf eine gemeinsame Myanmar-Politik einigen werde. Strangio fügte hinzu, es könne zu “Überraschungen kommen und Dinge könnten plötzlich schnell vorangebracht werden“. Eine Erläuterung folgte nicht, und so bleiben diese Äußerungen offen für Interpretationen: Sind (unsichtbare) Eingriffe der USA zu vermuten, eine vehemente Stärkung der NUG, unerwartete Erfolge der anti-Militär-Koalitionen, ein Rücktritt und/oder Absetzen des State Administration Council noch vor den Wahlen im August?

Es gäbe, so Strangio, „viel, was wir nicht wissen“, und es sei „schwierig, durch den Nebel zu blicken.“

Unerwähnt blieb, dass die Wahlen im Jahr 2020 ein Wegbrechen der ehemaligen „Hochburg des Militärs in Zentralmyanmar“ bedeutet hatten, wo es ohnehin schon eine starke Unterstützung für die National League of Democracy gegeben hatte. Innerhalb Myanmars mischen sich seit dem Coup jedoch besonders bei der jüngeren Generation Kritik und Zweifel an den Qualitäten und dem Habitus an der “Partei Daw Aung San Suu Kyis”.

Ebenfalls keine Erwähnung fand der amerikanische National Defense Authorization Act, der am 20. Dezember bereits durch beide Kammern des US-Kongresses gewunken worden war. Er beinhaltet eine Unterstützung für Myanmar, die den „nicht-bewaffneten Widerstand“ betrifft. Jedoch mussten die USA und Thailand bereits im Februar 2022 Gerüchte über Waffenlieferungen nach Myanmar dementieren.  

Südasien

Der Rückblick auf Ereignisse in Südasien in 2022 enthielt die „überbewertete Rolle Chinas in Sri Lanka“ und die dortigen Proteste. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bedeuteten für Sri Lanka vor allem Einbrüche im Tourismus, denn die meisten Touristen:innen der Insel kämen aus „Russland und der Ukraine“. Auch Bangladesh sei von dem Krieg betroffen, doch nahezu irrtümlich gelte dieser in Asien als „Europas Krieg“. Mit dessen wirtschaftlichen Folgen und einer unsicher gewordenen Nahrungsmittelversorgung würden Bangladeshs Wahlkampfthemen im Jahr 2023 berührt.

Schließlich spüre auch Indien die Folgen des Krieges und hätte aus vielen Gründen ein Interesse an dessen Ende. Auch hier spielen die Wahlen bereits eine Rolle (2024). Kurz- und mittelfristig gehe es um „Öl für Indien“- Grund genug, „Putin zu Verhandlungen zu treiben“. Zu Pakistan wurde Themen wie Grenzfragen, Sicherheit und die Rolle der Taliban gestreift.  Zudem hätten sich „die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA“ im Jahr 2022 “verbessert“.

Zentralasien

Für Zentralasien, einem Gebiet, über das wenig berichtet würde, wurden als erstes die „politischen, sozialen und wirtschaftlichen“ Auswirkungen des Ukraine-Krieges genannt. Ein „Abkoppeln von Russland“ sei in diesem Gebiet der Welt aufgrund der geografischen Nachbarschaft unmöglich. Dabei standen die massiven Proteste in Kasachstan im Mittelpunkt, wo die Treibstoffpreise um 100% erhöht worden waren. Die verantwortliche Redakteurin verwies auch noch einmal auf den eher unbekannten Umstand, dass “40 % der Grenzfragen” in dieser Region “ungeklärt” seien.

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