updated 22.04.2022
Concerning hydropower, Myanmar draws this form of energy from the tributaries of its main rivers. Mega dams like Mong Ton at the headwater of the Thanlwin river are still and continuously under construction. Conflicts with Ethnic Armed Organizations continue. After the coup d’état, Western companies are still involved in those much debated dam projects, while new perspectives are emerging.
Staudammprojekte in Myanmar berühren Energie- und Umweltfragen, Wirtschafts- und Handelsinteressen, Bürgerrechte und militärisches Konfliktpotenzial. Nur ein Teil der Bevölkerung Myanmars ist an die Stromversorgung angeschlossen. Das Land ist mit gut 50 km³ eines der wasserreichsten Länder der Erde und erzeugt weit über 50 Prozent seines Stromes aus Wasserkraft. Flüsse wie der Ayeyarwady und der Thanlwin durchfließen mit zahllosen Nebenflüssen das Land.
Anders als im übrigen Asien sind diese größten Flüsse des Landes ungestaut, Staudämme jedoch sind in Planung oder in Bau. Die 28 Wasserkraftwerke Myanmars stehen an mittleren und kleinen Flüssen.
Ein Beispiel ist der Kandi-Damm (1985) in Zentralmyanmar, der den Panglaung staut und von zentraler Bedeutung für die Bewässerung der Reisfelder und die Trinkwasserversorgung ist. Die Dürre im Jahr 2020 schränkte diese Funktionen auf Rekordniveau ein und demonstrierte die Vulnerabilität Myanmars in Klimafragen.
Der Kandi-Damm mag unbekannt sein, namhaft jedoch ist ein Mega-Staudammprojekt wie der Mong Ton-Staudamm (1996) am Oberlauf des Thanlwin im südlichen Shan-Staat.
Energiehandel
Der Mong Ton-Damm wird, einmal fertiggestellt, mit einer Stromerzeugung von 7100 MW der größte Damm Südoastasiens sein. Zehn Prozent der Leistung sind für die lokale Versorgung vorgesehen, 90 % für den Energiehandel mit Thailand und China. Jahrzehntelange Proteste verschiedener Bürgerbewegungen wie „Action for Shan State Rivers“ konnten das Vorhaben unter keiner Regierung stoppen.
Die Folgen sind bekannt: Flutungen, Verlust der Lebensgrundlage, Umsiedlungen, Armut. Spät eingeführte Machbarkeits- und Sozialverträglichkeitsstudien westlicher Beraterfirmen, als Fortschritt gedacht, verursachten laut Transnational Institute neues Konfliktpotenzial.
Militärische Konflikte
Die Baustellen liegen in Gebieten, wo ethnische Armeen operieren, die untereinander und/oder gegen den Tatmadaw (burmesisches Militär) um Gebietskontrollen kämpfen. Dammprojekte verschärfen diese Situation, da burmesische Truppen die Dammbauten sichern. In der Gegend von Mong Ton gibt es seit Jahren militärisch Konflikte mit der United Wa State Army.
Konfliktär ist auch Upper Yeywa Damm, ebenfalls im Shan Staat. In der Nähe liegt Kyaukme, dessen Umfeld vor dem Coup d’État als die gefährlichste Gegend des Landes galt. Nur im Rakhine Staat wurden im Jahr 2020 mehr Menschen Opfer von Landminen als dort. Die Shan Human Rights Foundation plädierte Monate vor dem Coup d’État für den Frieden und gegen jegliche ökonomischen Interessen des Damm-Baues.
Derzeit sind internationale und nationale Konglomerate und Entitäten an den profitablen Energieprojekten beteiligt. Hierbei verhalten sich die europäische Unternehmen unterschiedlich, was Ausstieg oder Fortsetzung angeht.
Chinesische Firmen waren in Staudammprojekte bereits involviert, bevor public-private partnerships das rein staatliche Management der Dämme ablösten (2010/11). Im Kachin-Staat war dies in der Gegend von Bhamo mit dem Kraftwerk Dapein I (2007-2011) der Fall. China errichtete es gemeinsam mit der burmesischen Regierung und ist bis heute Mitbetreiber. Die chinesische Provinz Yunnan wird aus diesem Kraftwerk zunehmend wie aus einer Energieexklave mit Strom versorgt. Dapein I war im Jahr 2011 der Anlass, den 17 Jahre alten Waffenstillstand zwischen dem Tatmadaw und der Kachin Independence Army zu brechen.
Zuverlässigkeit der Versorgung schwieriger denn je
Aktuell sind Strom- und Wasserversorgung in Myanmar massiv gestört. Stromausfälle und Wasserknappheit sind tägliche Herausforderungen. Eine verlässliche Versorgung, immer schon ein Problem, ist seit dem Coup d’État unmöglich geworden.
Weiter in Myanmar investieren
Vicky Bowman, ehemalige britische Botschafterin des Landes und nun häufig zitierte Direktorin des Myanmar Centre for Responsible Business, Yangon, versucht, Zukunft für Myanmars Energiewirtschaft und das gesamte Land zu schaffen: Für die mittel- und langfristige Perspektive sei es wichtig, moderne Energie- und Umweltprojekte wie Wiederaufforstung und Erneuerbare Energien als „gute Projekte“ im Auge zu behalten. Hier würde es sich lohnen, so äußerte sie im Dezember 2021, weiter in Myanmar zu investieren. Gingen Unternehmen aus dem Land, träfen sie in Alternativländern Südostasiens auf “andere Probleme”. Die Menschen in Myanmar sollten nicht “doppelt getroffen werden: durch ein Leben unter dem Militär und durch internationale Vernachlässigung”.