Myanmar opened up to tourism again on April 17th, 2022. Commercial flights, suspended during the last two years due to the pandemic have been resumed at a modest scale. Still, it remains an enigma, where tourists in today’s Myanmar could go. As long as peace and political stability are shaken in the current situation, people cannot be advised to travel to the “Golden Land”.
Seit dem 17. April ist Myanmar wieder für den Tourismus geöffnet. Zugrunde liegt ein Beschluss des State Administration Council und der Wunsch desselben, den Eindruck von Normalität erwecken zu wollen. Der 17. April fiel unter die Tage des burmesischen Neujahrsfestes Thingyan, des Wasserfestes. Dies ist das beliebteste und wichtigste Fest im Feierkalender des Landes. Es wurde in diesem Jahr von der Bevölkerung konsequent und weitgehend boykottiert. Es sollte eben gerade nicht auch nur der geringste Anschein von Normalität erweckt werden. Das Land ist 15 Monate nach dem Coup d’État nach wie vor in massivem Aufruhr.
Die Tourismusbranche, die ein starker Wirtschaftsfaktor während der Transtionsphase Myanmars war, befand sich seit der Öffnung 2011 im Aufwind und selbst im nicht unbedingt erfolgreichsten Jahr der Branche, 2019, schlug sich der Sektor “tourism and travel” mit 2,74% am Bruttoinlandprodukt oder 2,1 Milliarden US-Dollar nieder. Millionen Touristen:innen wollten und kamen nach Myanmar, das sich zwischen dem Image des “Goldenen Landes” und dem des ehemaligen Pariahstaates eine neue Reputation zu schaffen suchte. Zum Vergleich: 2010 zählte das Ministerium für Tourismus noch 800 000 Touristen:innen, für das Jahr 2015 wurden 4,7 Millionen genannt und für 2019 1,3 Millionen. Die genannten Daten sind Ministerialdaten und nicht unbedingt korrekt.
Schnell bildete sich der touristische Trampelpfad der “Big Four” heraus: Yangon, Mandalay, Bagan, Inlesee. Es entstanden sogenannte “High End”-Hotels wie das Hilton Mandalay oder Roses Garden in Yangon, Luxushotels in Bagan selbst und am Inlesee. Eine cronygestützte Industrie blühte hier auf.
Zunehmend wurden dann alternative Tourismusformen besonders im Kayah- und im Kayin-Staat entwickelt. “Alternativ” hieß: Tourismus, der versuchte, die lokale Perspektive und die lokalen Bedürfnisse zur Grundlage aller Planung zu machen. “Community Based Tourism” wurde und war möglich, zuletzt auch als völlig neuer Camping Tourismus im Kayin Staat. Im Mergui Archipel – einer maritimen Mischung aus Südsee und kanadischer Wildnis – im Südosten Myanmars, der bis 2013 dem ourismus unzugänglich war, hatte eine vorsichtige Erschließung zunächst von Kawthaung aus begonnen.
Krisenjahr 2017 und Pandemie 2020
Das Wüten des burmesichen Militärs im Rakhine-Staat und die Flüchtlingsströme der Rohingya nach Bangladesh empörten die Welt, Myanmar als Reiseland wurde boykottiert: 540 000 touristische Ankünfte wurden in Yangon International Airport im Jahr 2017 gezählt. Thailand glänzte mit 35 Millionen. Es wurde im Nachgang die Frage diskutiert, ob “Reiseziele auch einen moralischen Aspekt” besäßen.
State Counsellor Daw Aung San Suu Kyi hielt im August 2018 in Nay Pyi Taw eine Rede, in der sie Myanmars Schwachpunkte im Tourismussektor massiv anging. Darunter fiel “poor street food”, eine schlechte Infrastruktur, das Fehlen mittelpreisiger Restaurants und Hotels, aber auch die überschaubare Zahl internationaler Fluggesellschaften, die Myanmar anflögen.
Im Frühjahr 2020 beendete die Pandemie den internationalen Flugverkehr nach Myanmar für zwei Jahre, ein erneutes Desaster für die gesamte Ökonomie und besonders für die Tourismusbranche Myanmars. Der Coup d’État im Februar 2021 und das nachfolgende Chaos brachten das Aus jeglicher touristischer Unternehmungen sowohl auf Anbieter- als auch auf Nachfrageseite.
Wenige internationale Einreisende am Flughafen in Yangon
Nun also die Wiederöffnung des Landes für Touristen:innen, in das, wie es in den ersten Tagen scheint, nur eine sehr kleine Gruppe von Menschen reist, Angehörige Internationaler Organisationen oder international tätiger Unternehmen wurden in diesen Apriltagen am Flughafen in Yangon als Einreisende registriert.
Eine unkomplizierte Anreise beispielsweise aus Deutschland nach Myanmar gab es auch vor dem “touristic turn” nicht, Verhandlungen mit der Lufthansa über entsprechende Verträge kamen nie zur Unterschriftsreife. Die drei internationalen Flughäfen und Eintrittsportale Myanmars Yangon, Mandalay und Nay Pyi Taw werden von den meisten Linien über Drittflughäfen wie Singapur, Bangkok oder Kuala Lumpur angeflogen, so wie Air Asia wird ab dem 13. Mai von dort nach Yangon.
Die internationalen Flugverbindungen sind beschränkter denn je und werden größtenteils von Myanmar International Airlines geflogen. Neben Air Asia hat vor allem Singapore Airlines fest getaktete Flüge von und nach Yangon.
Wird es wieder Menschen geben, die sich auf den Weg nach Myanmar machen, um es zu bereisen?
An Nummer Eins steht die Sicherheitsfrage. Es wird empfohlen, sich nicht ohne eine lokale Begleitperson im Land zu bewegen, Individualreisen sind passé, etwaige Reisen müssen über eine Agentur gebucht worden sein. Zu gefährlich sind die Routen, zu erbittert die Kämpfe zwischen Militär und Widerstandsgruppen. Zudem ist derzeit die Visausgabe – Myanmar hatte im Jahr 2019 weltweit eines der modernsten Visavergaben installiert – noch instabil, auch wenn e-visa sowohl für business als auch für Tourismus online beantragt werden können.
Äußere Zeichen der momentanen Banken- und Währungskrise sind abgeschaltete Geldautomaten, internationale Kreditkarten werden nicht akzeptiert, bei der Einreise müssen Mengen an druckfrischen amerikanischen Dollarscheinen vorgezeigt werden. Genau dies – der US-Dollar als Parallelwährung zur Landeswährung Kyat – hatte die vorherige Regierung seit Oktober 2015 versucht, abzuschaffen.
Unvorhersehbare Situationen
Die derzeitigen militärischen Auseinandersetzungen bedeuten unvorhersehbare Gefahrensituationen. Orte, die noch vor kurzer Zeit interessante und außergewöhnliche Ziele galten, sind nun erneut unerreichbar geworden. Dazu zählen der von den vergangenen Kriegsmonaten gezeichnete Kayah-Staat und der in den Friedenszeiten der letzten Jahren stellenweise erblühte, nun erneut zum Kriegsschauplatz gewordene Kayin-Staat, dazu zählt der erneut unzugänglich gewordene Südosten des Landes, also die Tanintharyi-Region mit Daweis tropischen Stränden und Merguis südseehaftem Archipel. Das touristische Paradies als das Myanmar noch vor wenigen Jahren erschien – besonders “für Leute, die schon alles gesehen haben” – gibt es nicht mehr.
Die Tourismus-Entscheidung des State Administration Council jenseits kalkulierter Legitimation ist also nicht nachvollziehbar. Denn auch Menschen, die die Geschicke des Landes mit Interesse und Engagement verfolgen, werden wohl weiterhin zögern, aus den genannten Gründen eine Reise in das “Goldene Land” anzutreten. Ausgenommen mögen diejenigen sein, die das Abenteuer suchen oder glauben, jedes Risiko ab- und einschätzen zu können.
Mit den Worten Tomás Quintanas, des UN Special Rapporteur for the Situation of Human Rights in Myanmar (2008-2014), ist “den Menschen in Myanmar das Beste zu wünschen”. Im Jahr 2022 sind das Friede, Beruhigung der Lage, persönliche Sicherheit und eine neue Stabilität. Dieses bedeutete das Erhalten, nicht die Zerstörung bildschöner Landschaften und einzigartiger Orte und es bedeutete die allmähliche Rückkehr des wunderbaren Flairs dieses Landes.
In naher oder ferner Zukunft könnte an die touristischen Ideen und Konzepte der Transitionsphase 2011-2021 angeknüpft werden, die besonders auf Kommunalebene viel Neues im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens entstehen ließ. Hunderttausende Menschen hatten ihre Existenz darauf gebaut.