International wird mittlerweile nur spärlich über Myanmar berichtet, was die Spendenbereitschaft beeinflusst. Dabei leben in den Regionen Sagaing und Mandalay Menschen teilweise unbehaust und versuchen, ohne jede Hilfe ihr Leben zu bewältigen.
Viele, durchaus auch spendenwillige, haben sich acht Wochen nach dem Erdbeben wieder von Myanmar abgewandt.

Nicht unbedingt aus Gleichgültigkeit, sondern zum einen im Vertrauen auf die Hilfe vor allem aus China, Russland und Indien. Ferner im Wissen um die Mittel des ASEAN-Katastrophencenters AHA, die ausschließlich über das Militär in Myanmar disponiert werden kann. Und schließlich verlässt man sich auf die Vereinten Nationen (VN) und deren Partner, zu denen vor allem auch die lokalen Organisationen gehören.
Zum anderen gibt es nicht unberechtigte Zweifel, ob in einem Land wie Myanmar externe Hilfe derzeit umgesetzt werden könne.
Keine langfristigen Lösungen
Dennoch wird in Myanmar unter schwierigsten Umständen täglich Hilfe geleistet.
Sie ist nicht allumfassend, dazu ist die Aufgabe zu groß. Die Notleidenden können weder zahlenmäßig noch vom Leistungsspektrum her ausreichend versorgt werden. Gründe hierfür sind finanzielle Engpässe, die Situation vor Ort und die Vorgaben durch das Militär, die die Hilfsaktionen erschweren.
Laut den VN wurden 26 Prozent der am meisten Betroffenen bisher geholfen, kurzfristig eine Unterkunft zu finden.
Die übrigen 74 Prozent der Menschen in den vom Beben am meisten betroffenen Gebieten blieben bisher ohne jede Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Behausung. Weder leistete der Staat Myanmar Hilfe noch konnten Hilfsorganisationen die Betroffenen erreichen.
Leben in ungeschützten Behelfslagern
So leben zur Zeit Tausende unversorgt in Behelfslagern unter Gefahr für Leib und Leben, und dies gilt besonders für Kinder und Frauen. Deren derzeitigen Lebensumstände sind mit einem hohen Risiko sexueller Übergriffe und der Gefahr von Feuer- und Krankheitsausbrüchen verknüpft.
Was immer es an zivilisatorischen Errungenschaften gibt – vom geschützten Wohnraum mit fließendem Wasser, Energieversorgung, Müllentsorgung, der Möglichkeit zur regelmäßigen Ernährung, Zugang zu Bildung und gesundheitlicher Versorgung bis hin zum rechtlich geschützten privaten und öffentlichen Raum – all dies ist für viele Menschen in Myanmar – wie anderenorts auch – unerreichbar geworden.
Bereits vor dem Erdbeben gehörten diese für den Westen selbstverständlichen Sicherheiten nicht zum Alltag in Myanmar. Doch die aktuelle Situation veranlasste die Vereinten Nationen kürzlich, neben dem turnusmäßigen “Situation Report” die Broschüre “Myanmar, under the open sky. Surviving after the earthquakes” zu veröffentlichen. Dies soll die Dringlichkeit der Lage unterstreichen und die Spendenbereitschaft fördern.
Das Geld reicht bei den grundsätzlich “armen” VN nicht aus. Im jüngsten Situationsbericht zu Myanmar vom 17.5.2025 heißt es, von der zusätzlich zum Humanitarian Fund Myanmar 2025 veranschlagten Erdbebenhilfe von 275 Millionen US Dollar seien bisher 44 Millionen Dollar eingegangen. Damit ist der Bedarf zu 16 Prozent gedeckt und 84 Prozent sind offen.
Kein Zugang für die internationalen Medien
Die internationale Presse bekam im Laufe des April keinen Zugang mehr zum Land.
Bilder und Berichte direkt aus Myanmar liefern derzeit (Mai 2025) die französische Nachrichtenagentur AFP und der arabische Nachrichtensender Al Jazeera, da beide Medienkanäle laut Democratic Voice of Burma (DVB) bereits vor dem Beben Teams vor Ort hatten. Auch die BBC, die sich über Indien Zugang verschaffte, berichtet direkt aus dem Land.
In einer Reportage des deutsch-französischen Kanals ARTE vom 09.05.2025 hieß es, das Drehteam sei undercover nach Myanmar eingereist (6:06).
Nahezu täglich berichten Medienportale wie DVB, Irrawaddy, Myanmar Now und Frontier Myanmar. Die Staatspresse Global New Light of Myanmar schweigt mittlerweile zu den Folgen des Erdbebens.
Luftangriffe in Sagaing
Besonders Menschen, die in den Regionen Mandalay und Sagaing leben, sind auf Hilfe angewiesen. Sagaing ist die Region, die am schwierigsten zu versorgen ist, weil hier ein besonders gut organisierter Widerstand gegen das Militär existiert.
So flog die burmesische Luftwaffe am 12. Mai einen Angriff, der das Dorf O Htein Twin traf, und hier eine Schule. Ob Streubomben eingesetzt wurden, ist nicht sicher. Unter den den Toten und Verletzten sind viele Kinder, das jüngste war sieben Jahre alt. Das Dorf liegt im township Depayin, einer Hochburg der zivilen National Unity Government (NUG). Das Militär bestreitet den Luftangriff.
Notwendigkeit diplomatischer Lösungen
Alle genannten Umstände bedeuten, dass auch die lokalen Partner nur beschränkt Zugang und Gelegenheit zum Helfen finden. Die Vereinten Nationen nennen das “limited presence of local partners”.
Somit haben sich alle anfänglichen Befürchtungen in puncto Hilfe nach der Naturkatastrophe bewahrheitet: eine stark regulierte und kaum existierende staatliche Unterstützung durch den Militärrat State Administation Council, eine komplizierte oder unmögliche Verteilung der Hilfsgüter und die aus vielen Gründen fehlenden oder nicht ausreichenden Spenden.
Es ist in dieser Situation notwendig, diplomatische Lösungen zu finden.