“Access denied to Sagaing /စစ်ကိုင်းတိုင်းဒေသကြီး”

updated October 31, 2025

Hilfe für die Region Sagaing sind wegen der Sicherheitslage sowohl für große Organisationen als auch für kleine Netzwerke so gut wie unmöglich geworden. Die Spendenlage gestaltet sich schwierig.

Vor dem coup d’état (2021) bedeutete Sagaing: Das ist das Obere Zentralmyanmar, die Dry Zone, mit goldenen Stupas und Kulturdenkmälern wie dem Sandsteinkloster Hpo Win Daung, Sonnenblumenfeldern, Kupferminen, auch der Letpedaung Mine, und einer reich diversifizierten Landwirtschaft.

Sagaing galt im naiv-touristischen Sinne als „schön“, es wurde als das „wahre Myanmar“ angepriesen, in dem die ethnische, religiöse und sprachliche Vielfalt des Landes marginalisiert wurde.

Die goldenen Stupas von Sagaing. Blick vom Irrawaddy. photo: dreamstime

Politisch wurde Sagaing nach der Unabhängigkeit des Landes (1948) zu einem der Machtzentren der buddhistischen Bhama. Bei Monywa steht die größte Buddha-Statue der Welt. Die Stadt ist ein Transferpunkt zwischen Indien und China, und schon vor dem coup wirkte sie bescheiden, viele Straßen waren unasphaltiert, es fehlte an Straßenbeleuchtung, die Armut war sichtbar.

Hier befindet sich das Nord-West-Kommando der burmesischen Armee. Jahrzehnte zuvor, während der Besatzung Burmas, hatte die japanische Armee hier ihr Kommunikationszentrum (1942 -1945).

Seit dieser Zeit besitzt die Kommunistische Partei Burma (Communist Party of Burma, CPB) ihren stärksten Rückhalt in Sagaing. Bis heute.

Die CPB-Milizen sind inzwischen Teil der undurchschaubar gewordenen Allianzen und Loyalitäten im Krieg Myanmars gegen sich selbst geworden. Diese Milizen sticken auf ihre eigentlichen Embleme teilweise ein „PDF“, und das steht für People’s Defence Forces.

Man wolle eben nicht „politisch missionieren“, sondern vor allem zeigen:  man kämpfe gegen die burmesische Armee, wie Frontier Myanmar im Dezember 2023 berichtete.

Die Kämpfe vieler Gegnerinnen und Gegner – PDFs, ungebundene lokale Milizen, militärnahe Pyu Saw Htee, das burmesische Militär – lähmen das Leben nicht nur in Sagaing, sondern quer durch das Land. Im Hintergrund, und auch an vorderster Front, agieren außerdem die großen Ethnischen Armeen / Organisationen.

Epizentrum des Widerstandes

Sagaing gilt seit 2021 als Epizentrum des Widerstandes gegen den coup d’ état. Die Folge sind tägliche Luftangriffe, Drohnenattacken, Brandstiftungen und Vertreibungen.

Die Region befindet sich in einem Zustand, den UNDP schon lange als den einer „systematischen Zerbrechlichkeit“ beschreibt (03/2025).

via mingalago

Mitte März 2025 schätzten die Vereinten Nationen in Sagaing 1,3 Millionen Binnenvertriebene. Das ist die höchste Zahl in ganz Myanmar.

Wasser- Strom- und Lebensmittelversorgung sind massiv gestört, Dörfer sind entvölkert, das Erziehungs- und Gesundheitssystem ist teilweise oder ganz zusammengebrochen. Die meisten Schulen sind geschlossen, Arbeitsplätze sind verloren, die Lieferketten unterbrochen und die Märkte nur schwer zugänglich. Ein Drittel der jungen Menschen möchte weggehen, wäre es möglich (UNDP: 2025).

In Sagaing spielt die National Unity Government, die zivile Gegenregierung zum State Administration Council (SAC), eine zentrale Rolle. Hier koordiniert sie den Widerstand, der sich von ihr lenken lässt, hat Gebiete unter Kontrolle.

Stimmungswechsel in der Bevölkerung

Seit Monaten jedoch findet in Myanmar – so diverse Stimmen – ein Wechsel in der Sichtweise in der Bevölkerung statt. Erschöpft von den letzten Jahren, wächst in der Bevölkerung der Wunsch nach friedlichen Lösungen. Es wächst auch die Ablehnung des bewaffneten Widerstandes, die allgegenwärtige „weaponization“ ist bedrohlich geworden: Zu viele kommen zu leicht an Waffen, bauen Landminen, legen sie, bringen damit die Zivilbevölkerung, und vor allem auch die Kinder, in Lebensgefahr.

Spannungsreiche Bedingungen

Zwischen der Stadt Sagaing und Mandalay lag das Epizentrum des Erdbebens im März 2025. Bereits Anfang April wurde befürchtet, dass in Sagaing „nur sehr wenig Hilfe ankommen“ würde.

Mittlerweile wird die Region systematisch abgeschnitten. Hier spielen neben den permanenten Kämpfen der seit 2024 bestehende Rekrutierungszwang und die kommenden Wahlen Ende Dezember eine Rolle. Die politischen Spannungen wachsen, weitere Gewalt wird befürchtet.

Straßenkontrollen und -blockaden, eng gezogene Militär-check-points, aber auch check-points der Milizen bilden ein dichtes Überwachungsnetz.

Seit Juli 2025 kommen in Myanmar bestimmte Hilfsgüter nicht mehr durch diese Kontrollen. Dazu zählen Sonnenkollektoren, Medikamente, Hygieneartikel. Nichts darf in schwarze Plastiksäcke verpackt werden. Dies sind Erfahrungswerte kommerzieller Lieferdienste, eine offizielle Verbotsliste des SAC existiert nicht.

“Kunst der informellen Hilfe”

Die burmesische Zivilgesellschaft beherrscht in Improvisationskunst, Logistik und Tatkraft die Kunst der informellen Hilfe. Diese Fähigkeit ermöglichte bisher auch den großen Hilfsorganisationen ihre Arbeit in Myanmar.

Weder die Vereinten Nationen, noch Ärzte ohne Grenzen, Save the Childeren, Caritas International oder die Welthungerhilfe, um nur einige zu nennen, wären „ohne die Hilfe unserer Partner vor Ort“ handlungsfähig.

Diese informelle Hilfe ist aktuell in Sagaing unmöglich geworden. Nicht nur kleine Netzwerke, sondern auch die gemeindegestützten Organisationen stehen aus den genannten Gründen vor immensen Problemen, und mit ihnen auch die großen Organisationen.

Ein brennendes Dorf in Taze Township im umkämpften Südosten von Sagaing, 1.Oktober 2025. photo: (supplied) via Myanmar Now

Das „Projekt Sagaing“, organisiert in Berlin und Chiang Mai

In diesem Blog wurde nach dem Erdbeben immer wieder über ein Hilfsprojekt berichtet – „Projekt Sagaing“ -, das Gelder sammelt, die von Berlin nach Thailand überwiesen wurden und direkte Hilfe in Myanmar über informelle Netzwerke ermöglichte.

Dadurch konnten, wie berichtet, Hütten gebaut, Sonnenkollektoren gekauft, Medikamente, Wasser und Lebensmittel nach Mandalay und Sagaing gebracht werden. Wegen der aktuellen Situation in Sagaing stellt sich das Projekt aktuell neu auf.

Johnanna Neumann IBAN DE15 4306 0967 1138 908 200

Verwendungszweck “Hilfe für Myanmar”

Herausforderung: das Einwerben von Spenden für Myanmar

Die Situation in Myanmar macht das Spenden und Helfen zu einer Herausforderung. Spendenaufrufe für das Land finden generell ein leises Echo.

Es gibt Erklärungen hierfür: die mangelnde Medienpräsenz Myanmars, die fehlenden Bilder und die weite Entfernung zu Südostasien. Vor allem aber auch die vielen anderen Kriegs- und Katastrophengebiete in der Welt.

Die schiere Not der Menschen lässt viele zwar handeln – wie gerade auch die Exilburmesinnen und -burmesen weltweit-, doch bei noch mehr Menschen trifft diese Not auf ein Gefühl der Machtlosigkeit und auf eine gewisse Gleichgültigkeit.

Rückzug Schwedens

Auch in der internationalen Politik werden neue Maßstäbe gesetzt. Nicht nur die USA, sondern auch andere Geberländer trafen richtungsweisende Entscheidungen im Bereich der Entwicklungshilfe.

So kündigte Schweden in diesem September an, die Hilfe für Myanmar zugunsten der Ukraine ab Juni 2026 einzustellen.

Seit 2021 hatte das Land 176 Millionen US-Dollar Entwicklungshilfe an Myanmar überwiesen. Es gehört zu den Top-Einzahlern des unterfinanzierten Humanitarian Fund Myanmar (OCHA: Myanmar: 09/2025).

Es wurde betont, dass die humanitäre Hilfe für Myanmar von der jüngsten Entscheidung nicht betroffen sei.

Sources

Encyclopedia Britannica. s.v. “Monywa”. online ed.

Frontier Myanmar. 11.12.2023 „Red dawn: Myanmar’s reborn communist army“. https://www.frontiermyanmar.net/en/red-dawn-myanmars-reborn-communist-army/ retr. 30.09.2025

Libby Hogan. 01.04. 2025. abc.news. „Aid agencies struggling to reach most in need after Myanmar earthquake“. https://www.abc.net.au/news/2025-04-01/aid-agencies-struggling-to-reach-most-in-need-myanmar-earthquake/105115382 5.10.2025 retr. 26.10.2025

UNDP. [updated version of 15.03.2025] The Sagaing’s Fault’s Socioeconomic Foundations. . https://www.undp.org/sites/g/files/zskgke326/files/2025-04/undp-rbap-myanmar-when-big-quakes-strike-weak-ground-april4.pdf. retr. 4.10.2025

Mon News. 09.04.2025. „Some Earthquake Relief Groups Blocked form Entering Affected Areas“. https://monnews.org/2025/04/09/some-earthquake-relief-groups-blocked-from-entering-affected-areas/. retr. 04.10.2025

Myanmar Now 2.10.2025. „Myanmar junta intensifies assaults as it pushes into resistance stronghold in central Sagaing“. https://myanmar-now.org/en/news/myanmar-junta-intensifies-assaults-as-it-pushes-into-resistance-stronghold-in-central-sagaing/ . retr. 29.10.2025

Mizzima. 29.08.2025. „Delivery services in Myanmar tighten restrictions on medicines, cosmetics, and household goods“. https://eng.mizzima.com/2025/08/29/25885. retr.  29.10.2025

OCHA. September 2025. „Myanmar Humanitarian Access Snapshot“. https://www.unocha.org/publications/report/myanmar/myanmar-humanitarian-access-snapshot-september-2025. retr. 30.10.2025

OCHA. “Myanmar”. [September 2025]. https://www.unocha.org/myanmar. retr. 31.10.2025

ScandAsia. 13.09.2025. „Sweden to phase out development aid to Myanmar by 2026“. https://scandasia.com/sweden-to-phase-out-development-aid-to-myanmar-by-2026/. retr. 26.10.2025

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